Abbreviationen einer symbolistischen Weltsicht

von Susanne Berchtold
 
Veronika Steiners künstlerische Vorstellungen bewegen sich innerhalb eines romantisch dualistischen Weltbilds, in dem sich konträre Begriffe Hell/ Dunkel, Verneinung/ Unendlichkeit, Lebendigkeit/ Starre oder Innenwelt/ Außenwelt gegenüberstehen. Impuls und Inspiration zu vielen ihrer Werke sind neben Gedichtzyklen auch Musikstücke.
Das Herantasten an ein Thema beginnt in ihren Skizzenbüchern, die wesentlich mehr als bloße Arbeitsbücher sind. In ihnen finden sich als "Fundstücke" einzelne formale Elemente, künstlerische Ideen im Zustand des Entstehens, Ansatzpunkte, die vielleicht wieder verworfen werden oder in den einzelnen Stadien des Drucks Eingang finden. Zeichen, Chiffren, Kürzel stehen in ihren Radierungen als Abbreviationen einer symbolistischen Weltsicht. Der betonte Einsatz haptischer Elemente, das Sichtbarmachen von Struktur und Materialität, Verletzung, Zerstörung, Ritzung des verwendeten Materials sind expressive Mittel, denen eine gewisse dramatische Wirkung eigen ist.
 
Veronika Steiner sieht die einzelnen Stadien des Druckens als Weg, der den Fluß ihrer Arbeitsweise dokumentiert, die fertige Radierung ist folgerichtig meist ein Unikat, das sie als notwendigen Abschluß eines organischen Entstehungsprozesses betrachtet."
 

Spurensuche

von Monika Knofler
 
Die Verwendung von Carborundum, einer um 1909 in Paris entdeckten Technik mit Schleifsand, mit der hauptsächlich plastische Wirkungen erzielt werden, führt zu den Arbeiten von Veronika Steiner, die damit jedoch auch zu malerischen bis zu lasierenden Ergebnissen kommt. Steiner erarbeitet sich ihre Formensprache in Skizzen- und Arbeitsbüchern, die einen wichtigen Teil ihrer Arbeit darstellen (....)
Ihre Arbeiten sind fast nur Unikate, da der Druck einer noch so geringen Auflage sie in ihrem Arbeitsfluß beeinträchtigen und stoppen würde. Zur Umsetzung ihrer Spurensuche verwendet sie vor allem die Pinselätzung, Kaltnadel und die malerische Verwendung von Carborundum auf Aluminium, da sich nach ihren eigenen Worten dieses spröde Material am besten dazu eignet, ihren Kampf mit dem Material sichtbar zu machen und Gegensätze wie Aufreißen- Überdecken oder Leidenschaft- Erstarrung darzustellen."