Zur Ausstellung in Fratres

Text: Monika Gierth

Kunst gibt Orientierung und Ermutigung. Sie hilft, sich den Vorgaben von Wirtschaft und Technokratie zu widersetzen und wieder zu den Ursprüngen unseres Daseins zurückzukehren.

Die Bilder Veronika Steiners stehen dafür symbolhaft. Die Liste der Preise und Ausstellungen der Wiener Künstlerin ist lang. So sei es eine Ehre, dass ihre Werke jetzt auch im Gutshof Fratres im niederösterreichischen Waldviertel zu sehen seien, sagte Hausherr Peter Coreth zu Eröffnung der Präsentation, die noch bis zum Samstag, 25. August zu sehen ist.

Er verglich ihre Bilder mit dem Kommunikationssystem der Urzeit, wo Piktogramme auf das Geheimnis, auf das Wesentlich hin zeigen.

„Mein Schaffen ist ein Suchen nach einem Weg, dessen Existenz von Polarität und Zeichen begleitet ist“, sagte die Künstlerin einmal.

So sind ihre Bilder ein Ausdruck dieser Polarität: Hell und Dunkel, Lebendigkeit und Starre, Innen- und Außenwelt. Da gibt es keine präzisen Begriffe, sondern nur Andeutungen und Gleichnisse. Die Künstlerin, so Peter Coreth, setze dem kennenden Bewusstsein ein schauendes gegenüber, wobei beim Betrachter innere Bilder evoziiert würden. Und dann entstehe inmitten des Chaos Ordnung. Das sei deshalb so wichtig, weil uns heute Überflüssiges ersticke und Wesentliches an den Rand gedrückt werde. Die älteste Funktion der Kunst sei die Lebensbewältigung, sei der Gegenentwurf zur realen Welt. Also sei Kunstrezeption das Dechiffrieren, also das Freilegen von Bedeutungen, und damit nicht ungefährlich, denn es gehe hinein in das Geheimwissen, das jahrhundertelang unter Verschluss gehalten wurde. Auch heute noch werde der Mensch sanft dressiert, um ihn von den Ursprüngen abzukoppeln. Dieser Normative aber könne und müsse sich der Mensch widersetzen. Mit der Kunst. Und Veronika Steiner liefert den Schlüssel dazu.

Aber es ist ihr nicht wichtig, dass die Formeln, die sie selbst entwickelt, von dem Betrachter vollkommen entschlüsselt werden. Da ihr Werk einer ständigen Veränderung unterliege, so sagt sie, möge sich der Betrachter selbst auf die Spurensuche begeben.

Das kann er nach dem 25. August am 8. und 9. September in Groß-Siegharts zum Artwalk tun oder am 13. und 14. Oktober bei den Tagen des Offenen Ateliers.

Passend zur Ausstellung von Veronika Steiner lädt die Kulturbrücke Fratres am Samstag, 25. August ab 15 Uhr zum Thementag „Information, Macht, Manipulation: Über Bildwelten und Weltbilder“ ein.